Ständig wird über das Fernsehen gemeckert. Es sei schlecht, niveaulos und verblöde die Zuschauer. Die Fernseh-Macher gehörten rausgeschmissen, eingesperrt oder wenigstens streng kontrolliert. In der Tat, kaum glaubt man, mit einer neuen Sendung wäre endgültig der Boden des Abgrundes gefunden, da kommt schon wieder ein Produzent oder Regisseur daher, schlägt diesen Boden aus und verschiebt die Messlatte des "Niveaus" noch weiter nach unten. Soaps, die noch inhalts- und belangloser sind, noch intensivere Ekelshows oder einfach Dokus, bei denen der Fernseh-Zuschauer einfach nur anderen beim fernsehen zuschaut. Man lässt leben. Aber den Zuschauern scheint es zu gefallen, sonst würden sie doch abschalten und etwas sinnvolles tun. Also ist der Bedarf nach solchen Sendungen vorhanden. Trifft man den Geschmack der breiten Masse, dann gibt das eine gute Quote. Eine gute Quote bringt gute Werbeeinnahmen und davon leben die Sender, zumindest die Privaten. Die Produzenten handeln also im Sinne der Marktwirtschaft: Sie befriedigen einen Bedarf. Ist das verwerflich? Über die Bildschirme flimmern die Ausdrücke unserer Wünsche. Nein, Herr Reich-Ranicki und Andere, das Fernsehen ist nicht schlecht. Es ist ein Spiegel unserer Gesellschaft, und die ist doch gut. Oder?