Es ist soweit: Donald Trump ist der neue Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Viele Stimmen bekam er von denen, die sich arm,  abgehängt und unbeachtet fühlen sowie aus Teilen der Mittelschicht, die Angst vor dem sozialen Abstieg hat. Trump soll es nun richten, ihnen Perspektiven eröffnen und alle zu Millionären machen. Das das nicht funktionieren kann, dass er nicht alle Wahlversprechen wird umsetzen können, weil sie sich widersprechen und dass drei Viertel seiner Aussagen im Wahlkampf falsch waren - wen stört's? Zu groß ist die Freuide darüber, dass dem politischen Establishment, der selbstsüchtigen Elite in Washington, endlich die rote Karte gezeigt wurde. Doch was kommt nun? Nach der Schadenfreude kommt der Kater.

Ein Blick auf die neue Regierungsmannschaft verrät die grobe Richtung. Trump hat sich mit Wirtschaftsleuten umgeben, Banker, Finanzinvestoren, vor allem aus dem Hause Goldman Sachs, dazu ein paar Konzernchefs und Generäle. Alles Leute, denen der so genannte "kleine Mann" bisher herzlich egal war. Warum sollten die ihre Einstellung nun ändern? Die alte, verstaubte Elite wird durch eine neue Elite erstzt, die zwar frisch ist, aber ebenfalls unter sich bleiben will. Einige Posten gehen an Familienmitglieder, Freunde und Weggefährten. Trump wird die USA führen wie ein Wirtschaftsunternehmen, wie sein Unternehmen. Ein Unternehmen ist auf Gewinn ausgerichtet und davon profitieren vor allem Investoren und Vorstände, nicht aber die Mitarbeiter, hier also das "einfache" Volk. Die Vergessenen werden vergessen bleiben, die Abstiegsbedrohten werden weiter Angst haben müssen. Nur die Reichen werden noch reicher werden. Die Abgehängten unter den Wählern werden zu spät erkennen, dass sie nur nützliche Idioten waren. In den USA wie in Europa wird von vielen Bürgern zu recht kritisiert, dass Politik und Wirtschaft zu eng verflochten seien, dass sich die Politik nicht um die Sorgen der "kleinen Leute" kümmere und nur an sich denke. Trump ersetzt die Politik durch die Wirtschaft, kümmert sich um sich, seine Familie und seine Freunde, und der Rest muss sehen, wo er bleibt. Was ist daran besser? Das alte amerikanische Prinzip "mit genügend Egoismus kann jeder Erfolg haben" wird das Land weiter spalten.

Was bedeutet das für uns? In Europa könnten die rechten Parteien einen weiteren Auftrieb bekommen. Sie haben Donald Trump bereits für seine Abschottungspolitik und den daraus resultierenden neuen Nationalismus gelobt. Ähnliches würden sie auch gerne umsetzen. Aber bringt das wirklich den großen Wohlstand für alle? Die meisten Industrieländer können nicht kurzfristig auf Importe verzichten, weil sie entweder Rohstoffe benötigen oder viele Fabriken in Billiglohnländer verlagert haben. Wenn die Produktion dann im eigenen Land läuft, schafft das natürlich mehr Arbeitsplätze, aber vor allem im unteren Lohnsegmant. Zudem werden die Preise für viele Erzeugnisse deutlich steigen. Der Wohlstand wird also eher sinken als steigen. Notfalls will Trump Arbeitsplätze subventionieren, d. h. die höheren Kosten für einheimische Arbeit trägt - der Steuerzahler. Unternehmen sollen zudem weniger Steuern zahlen müssen. Der kleine Mann kauft sich seinen Arbeitsplatz. Viele Amerikaner haben zwei Jobs, nicht etwa, weil es so viel Arbeit gäbe, sondern weil sie von einem Job alleine nicht leben können. Wie soll das bei steigenden Preisen besser werden?
Die enttäuschten "Wutbürger", die sich hierzulande über den falschen Messias Trump freuen, werden sich bald erneut getäuscht sehen. Sie beklagen die "gleichgeschaltete Lügenpresse" und übersehen, dass Trump die Lüge zur Institution gemacht hat. Die Medien wird er auch bald in ihrer Unabhängigkeit beschneiden.

Des Weiteren werden die Vertreter der Finanzindustrie darauf drängen, dass die von Obama eingeführten Beschränkungen wieder aufgehoben werden. Wir erinnern uns: Die hochriskanten Spekulationen der Banken und Fonds haben zur Finanzkrise geführt, die die Steuerzahlen viel Geld kostete und Teile der Mittelschicht in den Ruin trieb. Dieses Casino soll nun wieder eröffnet werden... Macht aber alles nichts, Hauptsache, die Abgehängten haben es dem Establishment gezeigt. Jene, die vor kurzem noch gegen die Spekulanten demonstrierten, wählen nun Leute, die genau diesen Spekulanten wieder freien Lauf lassen wollen.
 Und die Schuld haben dann sowieso die Ausländer, die Asylbewerber. Dumm nur, wenn die bis dahin alle das Land verlassen haben. Wer wird dann verantwortlich gemacht?

Trump ist ein Demagoge, der einfache Lösungen verspricht, die aber nicht die Ursachen der Probleme beseitigen, sondern nur die Symptome kaschieren. Auch das hat er mit den zumeist rechten Populisten in Europa gemeinsam.
Der einzige positive Aspekt ist der, dass sich Trump gut mit Putin versteht. Zwei eitle Pfauen, die miteinander Geschäfte machen, sind besser als zwei Egomanen, die sich mit Atombomben bewerfen. Donald Trump ist nicht der Messias, nach dem sich viele sehnen. Er ist eine Karikatur eines Messias.

Für die politische Elite in Europa bleibt die Erkenntnis, dass es nicht so weitergehen kann und darf wie bisher. Veränderung ist dringend notwendig. Das heißt nicht, dass die etablierten Parteien nach rechts rücken müssen, sondern dass sie transparenter und bürgernäher werden müssen, vernünftige Lösungen aufzeigen anstatt Angst zu schüren. Trump nachzueifern würde bedeuten, das Haus Europa zu zerstören. Das würde nichts verbessern.