Nehmt die Banken an die leine!

Die Finanzkrise ist noch nicht vorüber, doch das Kasino ist wieder geöffnet und die Banker sitzen schon wieder ganz  vorne an den internationalen Spieltischen. Die Banken haben kein Geld mehr? Von wegen! Sie spielen mit dem billigen Geld der Zentralbanken, also mit unserem Geld. Eigentlich sollten sie dieses Geld in Form von günstigen Krediten an Unternehmen weitergeben, doch das ist ihnen zu langweilig. Sie zocken lieber an den Finanzmärkten, das ist spannender und bringt noch mehr Rendite, wenn es denn erfolgreich ist. Die Banken bekommen das Geld für höchstens 1%. Dispokredite für Privatkunden kosten 10% bis 15%, Unternehmenskredite je nach Bonität 5% bis 10%, falls es überhaupt Kredite gibt. Für die Mehrzahl der Mittelständler zu viel und so kommt es zu einer "Kreditklemme". Unternehmen, die kurzfristig Projekte zwischenfinanzieren müssten, bekommen nichts und die Banken schaffen eine neue Spekulationsblase. So kommt die Wirtschaft nicht wieder in Schwung. Das ganze frisch gedruckte Geld kommt nicht in der Wirtschaft an, sondern wird als Spielgeld missbraucht.

Die Geldwirtschaft wird heute gerne als "Finanzindustrie" bezeichnet. Es gibt aber einen wichtigen Unterschied zur gewöhnlichen Industrie: dort werden reale Güter produziert, die man anfassen kann. Die Finanzindustrie dagegen kann nichts herstellen. Sie kann das Geld, mit dem sie spekuliert, nicht drucken, sie kann es nur neu verteilen. Das einzige, was sie produzieren kann, ist eine Blase. 

Ich bin kein Anhänger von Verstaatlichungen und der Staat als Lenker hat oft genug versagt. Aber hier muss etwas geschehen. Banker sind wie kleine Kinder. Sie probieren aus, wie weit sie gehen können. Daher muss man ihnen ihre Grenzen aufzeigen und ihnen notfalls auch einmal auf die Finger hauen. Haben die Banker aus der Krise nichts gelernt? Doch: Gehen die Spekulationen gut, sind sie Helden, gehen sie schief, hilft der Staat, also wir alle. Ihnen wird nichts passieren, jedenfalls nicht, wenn die Bank ausreichend groß ist. Die Banken brauchen eine strenge Kontrolle durch eine übergeordnete, unabhängige Instanz. Fehlleistungen müssen konsequent bestraft werden. Anders werden sie es nicht lernen und wir alle zahlen den Preis. Die Banken in ihren Renditewahn sind nicht mehr der Schmierstoff der Wirtschaft, sondern die Kolbenfresser, die bald alles lahm legen.
Eine Alternative wäre eine Aufteilung der Geschäftsfelder in Geschäfts- und Investmentbanken, wie Barack Obama sie vorgeschlagen hat. Die Geschäftsbanken verwalten Spareinlagen und Geschüäftskonten und vergeben Kredite. Die Investmentbanken dürfen zocken wie sie lustig sind, gehen die Spekulationen schief, ist die Bank eben pleite. Rettung gibt es nicht.

Die Banken sollten erst Irland und nun auch Griechenland retten, die sich übernommen haben. Da es keine direkten Hilfen von der EZB geben darf, läuft das Spiel so: Die Banken leihen sich Geld fast zum Nulltarif bei der EZB und verleihen es zu hohen Zinsen an den notleidenden Staat. Kann der die Anleihen bedienen, verdienen die Banken Milliarden. Wenn nicht, springen andere Staaten ein, d. h. deren Steuerzahler, also wir alle. Für die Banken ein tolles Geschäft ohne jedes Risiko, wobei sie das Desaster auch noch selber verursacht haben. "Wir müssen nur überzeugt sein, dass Europa jeden Preis wert ist" sagte Deutsche-Bank-Chef Ackermann mit vielsagendem Grinsen. Er weiß, warum er grinste, am liebsten hätte er wohl laut gelacht. Weitere Pleitekandidaten stehen bereit. Da ist noch viel zu verdienen, ohne Risiko. Es ist höchste Zeit, dass diesen Finanzhelden ausgebremst werden, bevor der Preis für Europa unbezahlbar wird.