Klingt eigentlich ganz einfach, sorgt aber immer noch für Missverständnisse: Die Wahl der geeigneten Speicherkarte für die Digitalkamera. Vor allem Umsteiger aus der analogen Welt sind häufig verwirrt angesichts der oft kryptischen Bezeichnungen. In Foto-Foren im Internet findet man gelegentlich Fragen wie diese: "Mit welcher Speicherkarte bekomme ich die beste Bildqualität?" Und es gibt - ernstgemeinte - Antworten und Aussagen wie "Mit der Karte A werden meine Bilder unscharf" oder "Mit der Karte B hatte ich einen Farbstich". Um es vorweg zu nehmen: Das dürfen wir getrost ins Reich der Einbildung abschieben. Die Speicherkarte hat definitiv keinerlei Einfluss auf die Bildqualität!

 

Die Verunsicherung ist verständlich, wenn jemand aus der analogen Welt kommt. Dort ist der Film gleichzeitig Aufnahme- und Speichermedium. Jeder Hersteller hat seine eigene Charakteristik, Auflösung und Farbwiedergabe. In der digitalen Welt wird das Bild durch den Bildsensor und die Auswerteelektronik der Kamera bestimmt. Aus den Daten wird eine Bilddatei erzeugt, die schließlich auf die Speicherkarte geschrieben wird. Die Karte verändert dabei nichts mehr (es sei denn, sie hätte einen Defekt).

 

So gesehen, ist es also zunächst einmal völlig egal, für welche Karte man sich entscheidet, nur der Kartentyp muss passen. Das ist einfacher, da die äußerlichen Unterschiede gravierend sind.


Am weitesten verbreitet ist die SD-Karte (Secure Digital memory card), die rund zwei Daumennägel groß ist. Ein deutlich kleinerer Ableger ist die Micro-SD-Karte, die aber im Systemkameras kaum eingesetzt wird. Die Micro-SD-Karte kann mit einem SD-Adapter, der oft mitgeliefert wird, auch in einen SD-Steckplatz gesteckt werden. Es soll allerdings einige wenige Kameras geben, die die Karte dann nicht erkennen). Einige Anwender bevorzugen diese Lösung, weil sie meinen, dass die Karte dadurch besser geschützt sei. Als Elektrotechniker halte ich davon nicht so viel, denn damit wird eine zusätzliche Kontakteben eingeführt (Karte-Adapter, Adapter-Kamera) und das ist eine zusätzliche Fehlerquelle.


Im Profisektor findet man auch noch die CF-Karte (Compact Flash). Sie ist etwa doppelt so groß wie die SD-Karte, etwas dicker und hat eine vielpolige Buchsenleiste für die elektrische Verbindung. Hierfür gibt es keine Adapter. Man muss also einbauen, was der Hersteller vorgesehen hat. CF-Karten können Daten parallel und damit wesentlich schneller übertragen als SD-Karten, die lange als einfach, aber langsam galten. Mit den neuen Schnittstellen sind die Unterschiede aber deutlich geringer geworden.

Nachdem wir durch den Kamera-Hersteller auf den Kartentyp festgelegt sind (einige wenige Kameras können zwei unterschiedliche Karten aufnehmen), bleibt die Qual der Wahl bei Speichergröße, Geschwindigkeit und Hersteller.

Speichergröße: Je nach Größe haben die Karten unterschiedliche Bezeichnungen. Wir sprechen meistens von der "SD-Karte", doch die gibt es kaum noch. SD ist der alte Standard aus der Anfangszeit und geht bis maximal 2 GB. Die aktuellen Karten heißen SDHC (High Capacity) und SDXC (eXtended Capacity) und bieten Speichergrößen von 4 GB bis 32 GB (HC) sowie 64 GB bis 2 TB (XC). Die meisten Kameras akzeptieren auch XC, eine Garantie gibt es aber nicht, wenn es in der Anleitung nicht aufgeführt wird.

 

Wie groß muss der Speicher sein? Darauf gibt es keine allgemeingültige Antwort. Wieviel Platz ihr benötigt, hängt von euren Fotografiergewohnheiten ab: Viel oder wenig, JPEG oder RAW, dazu Video in SD, HD oder gar 4k? Angaben, die eine ungefähre Abschätzung ermöglichen, findet ihr im Handbuch eurer Kamera. Zu beachten ist, dass nicht alle Kameras alle Speichergrößen unterstützen. Wenn ein (älteres) Modell nur maximal 32GB unterstützt, ist es sinnlos, eine größere Karte einzusetzen. Auch solche Angaben finden sich im Handbuch.
Eine Anmerkung noch: Es ist bequem, eine große Karte zu nehmen, auf die eine ganze Fotoreise passt. Ich habe allerdings selber lange Zeit mit mehreren kleinen Karten gearbeitet. Wäre dann einmal eine davon ausgefallen oder verloren gegangen, wären nicht gleich alle Aufnahmen verloren gewesen. Man kann natürlich auch regelmäßig Backups machen, aber ich habe keine Lust, auf Reisen auch noch einen Laptop mitzuschleppen. Meine aktuelle Kamera unterstützt zwei Karten, daher habe ich nun zwei gleich große, von denen eine als Backup dient.

 

Geschwindigkeit: Hier herrscht leider eine gewisse Verwirrung und die Marketing-Abteilungen der Hersteller tragen ihren Teil dazu bei. Zunächst einmal müssen wir unterscheiden zwischen dem Übertragungsstandard, mit dem Kamera oder Kartenleser und die Speicherkarte miteinander kommunizieren. Der bestimmt, wie schnell die Daten über die Leitungen transportiert werden können. Es gibt SD ohne eine Kennzeichnung auf der Karte, mit dem bis zu 25MByte/s möglich sind, UHS-I (Ultra High Speed) für bis zu 104 MByte/s und UHS-II mit maximal 312 MByte/s. Sie sind unauffällig durch die römischen Ziffern I oder II neben dem Kartentyp gekennzeichnet.
Glücklicherweise sind diese Standards untereinander kompatibel, allerdings gibt es Berichte, wonach UHS-II in SD oder UHS-I nicht immer funktioniert (da braucht man aber auch kein UHS-II).
Das Interface sagt aber noch nichts darüber aus, wie schnell Daten tatsächlich in den Speicher geschreiben oder daraus gelesen werden können. Hier spielen die Speicher-Controller in der Kamera und in der Karte ebenso eine Rolle wie der verbaute Speicherchip. Und da gibt es große Unterschiede. Die Hersteller geben meistens die maximale Lesegeschwindigkeit an, manchmal auch die Übertragungsgeschwindigkeit. Die hat die geringste Aussagekraft. Auch die Lesegeschwindigkeit ist wenig interessant, sie spielt eigentlich nur dann eine Rolle, wenn wir große Bildermengen zur Bearbeitung oder Sicherung auf den PC übertragen wollen. Wesentlich wichtiger ist die Schreibgeschwindigkeit. Daten zu schreiben ist für einen Flash-Baustein eine recht aufwändige Angelegenheit und dauert deshalb meistens deutlich länger als das einfache Auslesen. So kann eine Karte, die mit 80MB/s Lesen wirbt, beim Schreiben z. B. auf 10MB/s abfallen. Ihr kennt das sicher von USB-Sticks, die beim Lesen recht flott, beim Schreiben aber auch mal quälend langsam sein können. Daher geben die Hersteller diesen Weret nicht gerne an. Auf der Karte steht er fast nie, manchmal findet man ihn auf der Verpackung oder sonst auf der Internet-Seite des Herstellers.


Warum und für wen ist dieser Wert wichtig? Unter normalen Umständen ist es ziemlich egal, ob das Speichern einer Aufnahme zwei zehntel Sekunden oder gut eine Sekunde dauert, wir merken keinen Unterschied. Spannend wird aber, wenn ihr im RAW-Format fotografiert, in dem die Dateien wesentlich größer sind, und dann vielleicht auch noch Reihenaufnahmen macht. Schon bei nur 3 Bildern pro Sekunde fallen bei einer RAW-Datei von 30MB pro Bild schon satte 90MB/s an. Je schneller diese Daten gespeichert werden können, desto länger dauert es, bis der Pufferspeicher in der LKamera voll ist. Ein weiterer Fall ist die Video-Aufnahme. SD ist kein Problem, HD bewältigen die aktuellen Karten meistens auch noch problemlos. Bei 4k-Video steigen die Anforderungen noch einmal erheblich. Hinzu kommt, dass in diesem Fall die Daten über einen längeren Zeitraum kontinuierlich geschrieben werden müssen, sonst gibt es Aussetzer. Deshalb wurde eine weitere Kennzeichnung eingeführt, die die garantierte Mindestdatenrate im Dauerbetrieb angibt. Hier schreibt man aber nicht mehr MB/s, sondern es wird eine Geschwindigkeitsklasse angegeben. Um die Verwirrung zu steigern, gibt es je nach Kartentyp unterschiedliche Kennzeichnungen, derzeit drei, und man kann auch alle drei auf einmal auf einer Karte findedn.


Für den SD-Standard gibt es die Klassen C2, C4, C6 und C10, dargestellt als ein großes "C" mit der entsprechenden Zahl darin. Die Zahlen stehen für die Mindestgeschwindigkeit in MB/s. Für UHS gibt es U1 und U3, dargestellt als großes "U" mit der zahl darin. Die Bedeutung ist ähnlich, nämlich 10MB/s und 30MB/s. Hier wollte man wohl eine Ziffer einsparen. Zusätzlich gibt es noch die Video-Speed-Class, gekennzeichnet durch ein "V" und der Zahl 6, 10, 30, 60 oder 90 daneben. Auch hier entspricht die Zahl wieder der Datenrate in MByte/s. Vermutlich soll das suggerieren, dass diese Karte für Video-Aufzeichnungen besonders gut geeignet ist...

Es ist aber sinnlos, eine Karte einzusetzen, die deutlich schneller ist als die Kamera. Leider geben die Kamera-Hersteller kaum Auskunft darüber, was ihre verschiedenen Modelle können. Solche Angaben findet man oft nur in Testberichten. Welche Datenmengen eure Kamera erzeugt, könnt ihr der Anleitung entnehmen. Für Videoaufnahmen ist es sinnvoll, ein wenig über dem absoluten Minimum zu bleiben, um etwas Reserven zu haben.

 

Bei CompactFlash-Karten ist natürlich alles etwas anders, aber auch etwas einfacher. Es gibt nur einen verbreiteten Typ I. Die neue, noch schnellere Variante CFast ist noch nicht sehr verbreitet. Sie ist mit dem Schriftzug "CFast" versehen, hat etwas andere Maße und passt nicht in den CF-Slot. Der sehr hohe Preis sollte verhindern, dass ihr versehentlich so eine Karte kauft.
Die Speichergröße und die Geschwindigkeit sind auf der Karte aufgedruckt. Häufig, vor allem bei etwas langsameren Karten, gilt die hier angegebene Geschwindigkeit für Lesen und Schreiben, bei den schnelleren ist die Schreibgeschwindigkeit meistens etwas niedriger als die Lesegeschwindigkeit. Auch hier gilt: Was die Kamera nicht unterstützt, bringt keine Vorteile.
Die garantierte Mindestgeschwindigkeit für Videoaufnahmen wird ähnlich wie bei SD-Karten angegeben, hier durch eine symbolisierte Filmklappe mit einer Zahl darunter. Diese Zahl gibt die MB/s an.

 

Die Geschwindigkeit wird meistens in MB/s angegeben, einige Hersteller schreiben jedoch einen Faktor, z. B. 800x, auf die Karte. Diese Schreibweise stammt aus der Zeit der CD-ROM, deren Geschwindigkeit ebenfalls in Faktoren angegeben wird. Der Wert 1x bedeutet 150kB/s, also gerundet 0,15MB/s. Eine Angabe von 1000x bedeutet also 150MB/s.

 

Hersteller: Bei SD ist die Auswahl wesentlich größer als bei CF. Generell gilt: Es gibt nicht den einen besten Hersteller, die selbe Karte kann sich in verschiedenen Kameras unterschiedlich verhalten. Ich persönlich halte nicht so viel von den ganz billigen Noname-Produkten oder von extremen Schnäppchen aus unbekannten Quellen. Gerade bei SD gibt es Produktfälschungen oder minderwertige Bauteile. Ich bevorzuge, wie schon bei den alten Filmen, das Material der Profis. das heißt: MArkenhersteller, die eine deutlich verlängerte Garantie geben aus seriösen Quellen. Da ich die Karten wiederverwende, ist das eine längerfristige Investition und ein paar Euro mehr sind nicht so schlimm wie eine verlorene Bilderserie. Die Zuverlässigkeit ist mir wichtiger.