Sarrazin reloaded

Rechtzeitig bevor die Euro-Krise wohl ihren vorläufigen Höhepunkt erreichen wird, erscheint ein neues Buch von Thilo Sarrazin. Diesmal zum Thema Euro und Europa. Darin wil er erläutern, warum wir den Euro (nun doch) nicht brauchen. Viele fragen sich allerdings auch, ob wir dieses Buch brauchen. Sarrazin wird wieder in die Talkshows eingeladen und (vor allem linke) "Wirtschaftsexperten" widerlegen seine Thesen sogleich, ohne überhaupt eine einzige Zeile gelesen zu haben. So bekommt er die erhoffte Aufmerksamkeit von allen Seiten.
Ich gebe zu, ich habe es auch nicht gelesen, denn es ist noch gar nicht im Handel. Also kann ich mich nur auf Interviews und den Auftritt bei Günther Jauch stützen, um auf den Inhalt zu schließen. Und dann verstehe ich die ganze Aufregung nicht mehr. sarrazin sagt weder etwas Neues noch wirklich Provokatives. Das Europa den Euro nicht unbedingt braucht, dass er in der jetzigen Form ungeeignet ist, das sind Binsenweisheiten. Euroskeptiker haben das schon vor der Einführung gesagt, Wirtschaftsjournalisten und Finanzanalysten haben zu Beginn der Krise gewarnt. Sarrazin wiederholt nur Altbekanntes. "Die Euro-Lüge entlarvt", wie jakob Augstein seinen Kommentar in Spiegel-Online betitelte, hat er keinesfalls. Die Fakten liegen seit langem auf dem Tisch, sie wurden nur ignoriert.
Der Euro ist nicht notwendig, wenngleich er in reformierter Form durchaus Vorteile bringen kann, dieses Buch ist nicht notwendig und der neue Hype darum erst recht nicht. Mehr muss man dazu nicht sagen.