Die Iren haben dafür gestimmt, die "Homo-Ehe" zu erlauben. Das heißt, gleichgeschlechtliche Paare können nun nicht mehr nur eine Lebenspartnerschaft eingehen, sondern eine Ehe mit allen Rechten und Pflichten, wie sie bisher den gemischtgeschlechtlichen Paaren vorbehalten war. Inzwischen haben auch die USA diese Art der Eheschließung erlaubt. Das das nicht überall auf Zustimmung stoßen würde, war absehbar. Und so beeilte sich die katholische Kirche, diese Entscheidung zu verurteilen. Der vatikanische Kardinal-Staatssekretär Parolin verstieg sich sogar zu der Behauptung, die Homoehe sei "eine Niederlage für die Menschheit."

Derlei Äußerungen entstehen oft aus Unwissenheit oder Dogmatismus. Worin sollte hier der Schaden für die Menschheit bestehen? Homosexualität wird dadurch nicht gefördert und sie ist auch nicht ansteckend. Das sie nicht im Sinne der Natur ist, die auf Reproduktion ausgerichtet ist, liegt auf der Hand. Und doch ist sie durchaus natürlich. Sie kommt auch im Tierreich vor, und das häufiger, als man allgemein annimmt. Biologen schätzen, dass bis zu 5% der höher entwickelten Tiere homosexuelle Neigungen in unterschiedlicher Ausprägung haben. Das gilt auch für Menschen. Warum das so ist, weiß noch niemand. Es ist wohl eine Laune der Natur, ein Experiment der Evolution, und die lernt nicht dazu. Hier liegt vielleicht eine Wurzel für die tiefe Abneigung vor allem der katholischen Kirche gegen die Homosexualität. Wäre sie gottgewollt, dann würde Gott zuweilen etwas Unsinniges tun und wäre nicht unfehlbar. Würde sie einer natürlichen Veränderung entspringen, dann wäre der Kreationismus, die göttliche Schöpfung, infrage gestellt. Es wäre ein Hinweis darauf, dass es unkontrollierte Evolution gibt, was dem Schöpfungsgedanken widersprechen und Zweifel an der Existenz eines höheren Wesens nähren würde. Das würde einige Grundmauern der Kirchen, nicht nur der katholischen, erschüttern. Weil das nicht sein darf, wird alles verteufelt, was nicht ins Konzept passt. Der Schein muss gewahrt werden. Es mag also nicht nur die Angst vor Veränderung, sondern auch vor Erkenntnis, einer zweiten Vertreibung aus dem Paradies sein, das die Kirchen oder zumindest einige ihrer Priester zu radikaler Ablehnung treibt.

Die Ehe ist eine Verbindung, die für beide Partner besondere Rechte und Pflichten mit sich bringt. Das verdient Respekt. Wem dieser vorenthalten wird, der wird ausgegrenzt. Das ist unmenschlich, aber der Kirche geht Dogmatismus offenbar über Menschlichkeit. Dabei bleibt es ihr unbenommen, Lesben und Schwulen ihren Segen zu zu versagen. Doch die zivilrechtliche Grundlage sollte sie anerkennen.

Wir reden gerne von Inklusion, aber wir grenzen eine Gruppe von Mitmenschen wegen überholter Vorurteile aus. Gleichgeschlechtlichen Paaren die Ehe zu ermöglichen, holt sie in die Mitte unserer Gesellschaft und macht sie zu normalen Mitmenschen. Warum sollten sie weniger glücklich sein dürfen, als die Heteros? Das ist also keine Niederlage für die Menschheit, sondern ein Sieg für die Menschlichkeit.