Die Rente ist sicher ... So tönte einmal ein Sozialminister. Vermutlich hat man ihn nicht ausreden lassen, er hat sicher noch hinzufügen wollen "... mal nicht so hoch, wie ihr glaubt." Betrachten wir doch einmal die heutige Situation: Die geburtenstarken Jahrgänge befinden sich auf dem Höhepunkt ihrer Schaffenskraft. Sie erwirtschaften so viel wie keine Generation zuvor und sie zahlen soviel Steuern, Abgaben und natürlich Rentenbeiträge wie keine Generation zuvor. Und trotzdem ist die Rentenkasse schon heute leer. In 10 bis 20 Jahren wird der Großteil dieser Generation selber in Rente gehen. Geburtenschwächere Jahrgänge folgen ihr nach. Das Rentenaufkommen wird also steigen, die Zahl der Rentenbeitragszahler nimmt gleichzeitig ab. Wie soll diese Rechnung aufgehen?
Schon heute wird gejammert, dass immer weniger Arbeitnehmer immer mehr Rentner "ernähren" müssen. Warum eigentlich? Wo ist das Geld geblieben, dass wir Monat für Monat an die Rentenkasse überwiesen haben und noch immer überweisen?

Der Nachhaltigkeitsfaktor, der den demografischen Wandel ausgleichen soll, ist keine wirkliche Lösung, den er bringt keine zusätzliche Gerechtigkeit und er macht das System nur noch komplizierter.
Die Beitragsbemessungsgrenze anzuheben, wie es in den letzten Jahren häufiger geschah, hilft auch nur kurzzeitig. Wer höhere Beiträge zahlt, erwirbt sich damit gleichzeitig einen höheren Rentenanspruch. Es kommt also kurzfristig etwas mehr Geld in die Kasse, doch langfristig drohen entsprechend höhere Zahlungen.
Eine Art Strafabgabe für Kinderlose? Welch ein Unsinn! Kinder in die Welt setzen, um die Rente zu erhöhen oder um Steuiern zu sparen? Wer will seinen Kindern einmal erklären, dass sie ein Steuersparmodell waren? Das heutige System ist zudem auf Bevölkerungswachstum ausgelegt. Ein gefährlicher Aspekt. In Krisenzeiten trifft eine zunehmende Zahl Arbeitssuchender auf ein sinkendes Angebot. Die Folge: Steigende Arbeitslosenzahlen, sinkende Beiträge und höhere Belastungen für die Sozialkassen.
Nein, wir müssen uns von der Generationenabhängigkeit lösen.

Die einzige sinnvolle Lösung ist daher eine radikale Änderung des Rentensystems. Weg vom Umlageverfahren zwischen den Generationen, weg vom "Generationenvertrag", den es im Übrigen gar nicht gibt. Wie es das ursprüngliche System einmal vorsah, muss jede Generation für sich selber sorgen. Nur so ist gewährleistet, dass demografische Veränderungen gleich welcher Art keine negativen Auswirkungen auf die Renten haben. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen, sondern es muss einen allmählichen Übergang geben. Das mag zwei Generationen dauern, um so wichtiger ist es, schnell damit anzufangen. Das das heutige System nicht dauerhaft funktionieren kann, wissen wir seit über 50 Jahren, doch unsere Politiker hatten nie den Mut, eine echte Reform anzupacken.

Es ist übrigens illusorisch anzunehmen, dass durch ein neues Rentensystem die Beiträge niedriger und die Renten höher werden könnten. Es wäre aber sicherer und gerechter. Ein durchschnittlicher Arbeitnehmer, der mit etwa 65 Jahren in Rente geht und dann eine Rente bekommen will, die etwa 2/3 seines durchschnittlichen Bruttoeinkommens beträgt, muss schon fast 25% seines Einkommens regelmäßig dafür ansparen. Schon dafür reicht der heutige Beitragssatz nicht aus. Wer früher in Rente gehen will, muss entweder entsprechende Abschläge in Kauf nehmen oder mehr ansparen. Ich bin deshalb für eine Grundrente, die ein erträgliches Lebens ermöglicht. Wer mehr will, muss wie auch heute schon selber entsprechend vorsorgen. Darum werden wir nicht herum kommen. Aus dem Umlageverfahren werden wir nicht ganz heraus kommen, denn es wird benötigt, um Benachteiligungen wie Arbeitslosikeit, Arbeitsunfähigkeit, Erziehungszeiten usw. auszugleichen. Ein solches System könnte auf zwei Säulen beruhen, die so aussehen:

1. Säule: Eine Grundrente, die aus zwei Komponenten besteht. Die erste liefert einen Mindestbetrag, der ausreicht, um zu überleben. Dafür entfallen Sozialhilfe, Wohngeld usw. Das bringt unter dem Strich zwar nicht mehr, macht das System aber einfacher und Erträge aus Zusatzleistungen wie einer Riester-Rente würden nicht mit anderen Zahlungen verrechnet werden. Zusätzliches Ansparen würde sich zu 100% lohnen. Die Finanzierung erfolgt aus Steuereinnahmen.
Auf diese Grundrente kommt eine beitragsabhängige Komponente. Sie ergibt sich wie bisher aus der Summe der im Laufe des Arbeitslebens eingezahlten Beiträge. Die Beiträge machen x Prozent des Bruttolohns aus, wobei es eine obere Grenze gibt. Die könnte z. B. beim 1,5-fachen des Durchschnittseinkommens liegen.
Selbständige und Freiberufler werden in dieses System einbezogen. Diese Säule wird staatlich garantiert. Der größere Teil der Einzahlungen fließt in ein Umlagesystem, der Rest in ein kapitalgedecktes System.

2. Säule: Eine private, freiwillige Zusatzrente. Die kann bis zu einer gewissen Grenze auch gefördert werden. Art und Weise sollten nicht vorgeschrieben werden. Der Staat sollte selber eine kapitalgedeckte Zusatzrente anbieten, damit Banken und Versicherungen einen Anreiz haben, nicht ihre Angebote nicht nur auf die eigene Provision zu optimieren.

Dieses System ist gar nicht so verschieden vom heutigen, es vermeidet aber die Konflikte zwischen den Generationen und passt sich gesellschaftlichen Veränderungen automatisch an.