Gibt es Außerirdische?

In Science-Fiction-Romanen und Filmen begegnen sie uns ständig: Außerirdische Wesen. Meistens technisch weit überlegen wollen sie aus irgendeinem Grund die Erde zerstören oder die Menschen versklaven.  Am Ende rettet uns dann irgendjemand... Autoren verschiedener "Sachbücher" liefern uns "Beweise" dafür, dass die Geschichte der Menschheit durch außerirdische Intelligenzen beinflusst wurde. Unsere Götter seien in Wahrheit Wesen von anderen Planeten gewesen, die uns Fortschritt brachten. Soweit die Geschichten. Doch wie sieht die Wirklichkeit aus? Kann es außerirdisches Leben geben oder sind wir alleine im Universum? Gibt es intelligenteres Lebens als das, was wir kennen, oder sind wir die Krone der Schöpfung?

In dem Film  "Contact" sagt der Vater der Heldin Ellie Arroway zu seiner kleinen Tochter auf deren Frage, ob es draußen im Weltall noch andere Lebewesen gäbe: "Wenn wir im Universum die Einzigen sein sollten, dann wäre das eine ziemliche Platzverschwendung." Das Universum ist so groß, dass es unsere Vorstellungen sprengt. Alleine in unserer Galaxie, der Milchstraße, gibt es je nach Schätzung zwischen 200 Milliarden und 400 Milliarden Sterne, von denen prinzipiell jeder von einem Planetensystem umgeben sein könnte. Und im uns bekannten Universum dürfte es Milliarden von Galaxien geben. Es ist also denkbar, das es im Weltall von Leben nur so wimmelt. Wissenschaftler haben verschiedene Rechnungen aufgestellt, die auf unterschiedlichen Annahmen und Wahrscheinlichkeiten beruhen. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass um einen Stern ein Planet kreist, der Temperaturen, Schwerkraft und Atmosphäre besitzt, in der Leben möglich wäre? Wie ghoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass dort tatsächlich Leben entstanden ist? Wie groß ist die Chance, dass dieses Leben sich zu hoher Intelligenz entwickelt hat? Die Annahmen sind äußerst unsicher und so schwanken die Ergebnisse vom traurigen "wir sind alleine" oder es gibt bestenfalls eine Handvoll hoch entwickelter Zivilisationen über mehrere tausend bis zu mehr als einer Million außerirdischer Kulturen. Alles in allem ist Wahrscheinlichkeit, dass wir Menschen nicht die einzige hochentwickelte Art im Universum sind, erdrückend hoch. Es wäre auch ziemlich vermessen anzunehmen, dass wir die Einzigen sein sollten, die es so weit gebracht haben, dass wir ein göttliches Meisterstück, die Krone der Schöpfung seien. Neueste Forschungen haben auch gezeigt, dass es durchaus viele Sterne gibt, die von Planeten umgeben sind. Unser Sonnensystem ist kein Einzelfall. Nach aktuellen Angaben haben Astronomen nun unter rund 2500 untersuchten Sternen mindestens ein System entdeckt, dass einen erdähnlichen Planeten in der so genannten "habitablen Zone" besitzt, d. h. in einem Abstand zum Zentralstern, in dem es flüssiges Wasser geben kann - und dieser Planet scheint über größere Wasservorkommen zu verfügen. Das wird gemeinhin als eine wichtige Voraussetzung für die Entstehung von Leben angesehen. Rechnen wir einmal nach: Ein geeigneter Planet auf 2500 Sterne, das sind bei einer mittleren Zahl von 250 Milliarden Sternen immerhin 100 Millionen möglicher "Erden" alleine in unserer Milchstraße. Nehmen wir weiter an, dass nur auf 1% dieser Planeten Leben entstanden ist und dass davon wieder nur 1% es zu einer nennenswerten Intelligenz gebracht hat, dann blieben immerhin noch etwa 10000 intelligente, vielleicht ebenfalls hoch entwickelte Zivilisationen in unserer Galaxis. Multipliziert mit den Abermilliarden an galaxien, die es noch gibt, dürfte es im Weltall von Leben wimmeln. Wir sind mit großer Wahrscheinlichkeit nicht alleine.

Warum haben wir dann noch keinen Kontakt zu anderen Zivilisationen aufgenommen oder wurden von ihnen besucht? Die Antwort liegt in den wahrhaft astronomischen Dimensionen, mit denen wir es zu tun haben. Selbst wenn es in unserer Milchstraße tausende außerirdischer Zivilisationen geben sollte, so wären sie doch weit von einander entfernt. Unser Sonnen system liegt eher am Rande eines dünneren Spiralarms. Wir wären nicht gerade das interessanteste Ziel für eine Expedition. Dann haben wir das Thema Zeit, das Problem der Gleichzeitigkeit. Wie lange dauert es, bis Leben entsteht? Wie lange dauert es, bis daraus intelligentes Leben wird? Und wie lange kann eine entwickelte Kultur überleben?
Unsere Erde ist etwa 4 Milliarden Jahre alt. Säugertiere entwickelten sich vor etwa 150-200 Millionen Jahren. Vorfahren des Menschen sind rund 4 Millionen Jahre alt. Menschen, die in Siedlungen leben, gibt es seit weniger als 10000 Jahren und das Weltall erkunden wir seit rund 500 Jahren genauer. Über die notwendige Technik, um eventuelle außerirdische Signale zu empfangen und zu dechiffrieren, verfügen wir erst seit etwa 15 Jahren. Erdgeschichtlich gesehen sind wir also gerade eben erst erwachsen geworden.
Nun kommt das andere Problem ins Spiel: Wie lange überlebt eine hochentwickelte Zivilisation? Ewig? Ein paar Millionen Jahre? Ein paar Jahrtausende, bis alle Ressourcen aufgebraucht sind? Das Universum ist rund 15 Milliarden Jahre alt. In dieser Zeit sind schon unzähligen Sterne erloschen und Sonnensysteme untergegangen. Wenn wir annemhen, dass unsere Zeit begrenzt ist, und danach sieht es aus, dann kann das genauso für Aliens gelten. Dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir in der selben Epoche leben, sehr gering.

Es ist ermutigend und ernüchternd zugleich: Die Wahrscheinlichkeit, dass es außer uns noch andere intelligente Lebewesen im Weltall gibt, ist sehr groß. Die Chance, sie zu treffen, ist dagegen sehr klein. Trotzdem sollten wir nicht nachlassen, nach Signalen zu suchen, die von anderen Kulturen berichten oder eigene Signale auszusenden. Vielleicht werden sie eines Tages von einem fremden Wesen empfangen, das sich gerade die selben Fragen stellt.

 

Wie könnten Außerirdische aussehen, wie könnten sie uns gesonnen sein? In der Science-Fiction sind sie häufig entweder menschenähnlich oder ausgesprochene Monster und meistens darauf aus, die Erde zu zerstören oder zu erobern und die Menschheit zu vernichten oder zu versklaven.
Von unserem eigenen Planeten wissen wir, dass Lebensformen sehr unterschiedlich sein können und das auch Leben unter Bedingungen möglich ist, die für uns Menschen kaum vorstellbar sind. Mikroorganismen können bei niedrigeren Temperaturen existieren, aber auch bei sehr viel höheren als wir, einige kommen ohne Sauerstoff zurecht. Ein Organismus muss nicht unbedingt auf Kohlenstoff basieren. Auch höhere Lebensformen, die die Fotosynthese nutzen, sind denkbar. Dann wären die "grünen Männchen" Wirklichkeit. Die Anzahl der in Frage kommenden Planeten vergrößert sich dadurch noch.

Müssen wir außerirdische Besucher fürchten? ich glaube kaum Wir sehen uns schon als sehr weit fortgeschritten an, und doch ist es bis zur interstellaren Raumfahrt noch ein sehr, sehr weiter Weg. Es ist gut möglich, dass uns selbst ausrotten oder um unsere natürlichen Ressourcen bringen, bevor wir dieses Ziel erreichen können. Eine Zivilisation, die ausreichend lange überlebt hat, um den Schritt zu echten Raumfahrern zu schaffen, muss auch ethisch, moralisch und vernunftmäßig so weit fortgeschritten sein, dass sie das primitive Eroberungsdenken, das in unseren Köpfen noch herrscht, längst überwunden hat. Anders sind die dazu notwendigen, gewaltigen Anstrengungen kaum zu bewältigen. Darüber hinaus können wir davon ausgehen, dass die außerirdischen Besucher eine andere Atmosphäre bevorzugen, als unsere Erde sie bietet, ganz abgesehen von den Bakterien und Viren, die für uns harmlos, für sie aber tödlich sein könnten. Das sie sich die Erde als Kolone oder Ersatzheimat einverleiben würden, ist also höchst unwahrscheinlich. Wir wären vielleicht ein interessantes Forschungsprojekt, aber Angst müssten wir vor ihnen nicht haben.