In letzter Zeit haben mich mehrere Anfragen und Erfahrungsberichte anderer Besitzer einer Solar Compleet (oder Complete) erreicht. Es scheint, als erreichten die Anlagen, die jetzt zwischen 9 und 13 Jahre alt sind, nun ein kritisches Alter. Einzelne Komponenten beginnen auszufallen. Dabei gibt es eine gewisse Häufung bei den Temperaturfühlern im Solekreis und dem Enteisungsfühler. Ich möchte daher an dieser Stelle meine eigenen Erfahrungen und Tipps einbringen und versuchen, einige häufige Fragen so gut wie möglich zu beantworten.

 

Eine Anmerkung vorab: Ich bin kein gelernter Heizungsbauer und habe auch nie für die Fa. Sonnenkraft gearbeitet. Ich bin Elektroingenieur der Fachrichtung Nachrichtentechnik und somit im Bereich Elektronik zu Hause. Die Wärmepumpe und vor allem die Solar Compleet ist zu einer Art Hobby geworden, teils aus technischem Interesse, teils aus der Not geboren. Es ist sehr schwierig geworden, qualifizierte Unterstützung zu bekommen und ich sehe nicht ein, dass ich wegen relativ kleiner Defekte eine neue Heizung kaufen soll.

 

Erfahrungen mit der Solar Compleet: Die Historie der Anlage mit den verschiedenen Fehlern habe ich in der Anlagen-Historie detaillierter aufgeführt und eine Gesamtbetrachtung im Fazit 2020 notiert. Kurzgefasst folgt die Anlage in etwa der so genannten "Badewannen-Kurve", d. h. einige Ausfälle am Anfang, dann eine Weile störungsfreier Betrieb und zum Ende hin Ausfälle durch Alterung (ich hoffe, dass das Ende noch nicht erreicht ist). Einige Fehler wie Pumpen- oder Mischerdefekte kann man in jeder Heizungsanlage erleben, andere wie Temperaturfühler und Korrosion sind auf Designfehler zurück zu führen. Dazu gleich mehr.

 

Erfahrungen mit Heizungsbauern: Hier muss ich einmal meinen Frust loswerden. Die meisten zucken schon zusammen, wenn sie das Wort "Wärmepumpe" hören. Die erste Frage ist stets: Welcher Hersteller? - Nein, wir betreuen nur XYZ. Auch wenn der Kompressorkreis gar nicht betroffen ist, traut sich kaum einer an das System heran. Ein Ersatzteil beschaffen? Welche Bezeichnung und Ersatzteil-Nummer? Ach, die Nummer ist Sonnenkraft-spezifisch und auf dem freien Markt nicht erhältlich. Tja, da kann man nichts machen, viel Glück bei der Suche! Von einem erfahrenen, kompetenten Heizungsfachmann hätte ich erwartet, dass er anhand der örtlichen Gegebenheiten und der bekannten Daten der Bauteile in der Lage ist, einen geeigneten Ersatz zu finden. Doch damit sind die meisten offenbar überfordert, lieber würden sie eine neue Heizung installieren. Ich frage mich, wie das in ein paar Jahren werden soll, wenn es noch wesentlich mehr Wärmepumpen-Anlagen gibt (und die modernen sind noch komplexer). Ich kenne derzeit nur einen Betrieb, der auch noch Sonnenkraft-Partner ist. Dem fehlen allerdings qualifizierte Techniker. Die wenigen, die bereit wären, sich die Sache anzusehen oder herstellerunabhängig arbeiten, sind auf Monate hinaus ausgebucht.

 

 Häufig gestellte Fragen:

1. Die Anlage zeigt einen Alarm "Niederdruck" an. Woran kann das liegen?

Häufige Ursache sind zu niedriger Druck im System, Luft im Kreislauf und ungenügender Frostschutz. Den Druck kann man über das Menü abfragen oder am Manometer in der Kollektorleitung ablesen. Er sollte 2-3 bar betragen. Luft im System macht sich durch auffälliges Gluckern oder Rauschen bemerkbar. Meistens ist dann auch der Druck zu niedrig. Das ist meistens ein Fall für den Fachmann, denn die Entlüftung ist nicht ganz einfach. ungenügender Frostschutz ist schwerer zu erkennen. Ein Hinweis ist, dass der fehler vor allem bei niedrigen Aussentemperaturen auftritt. Die Sole/Solarflüssigkeit sollte je nach Beanspruchung alle 5-10 Jahre ausgetauscht werden. Zum einen können sich korrosive Stoffe bilden, zum anderen lässt der Frostschutz allmählich nach. Die Sole wird dann breiig und die Pumpe kann nicht mehr ausreichend fördern. Mit Leitungswasser aufzufüllen ist übrigens keine gute Idee!

 

2. Der Enteisungsfühler ist defekt

Dieser Fehler tritt häufig nach einigen Jahren auf. Oft fällt er nicht schlagartig aus, sondern zeigt eine zunehmende Abweichung zum Aussentemperaturfühler. Das macht sich zunächst dadurch bemerkbar, dass die Ausseneinheit sehr oft (unnötig) abgetaut wird oder zu selten und dann einfriert. Wird die Differenz zwischen den beiden Sensoren zu groß, gibt der Regler Alarm. Eine erste Notlösung ist, den Fühler an der Ausseneinheit abzuklemmen. Der Regler nimmt dann den Aussentemperatursensor als Ersatz.
Im Prinzip lässt sich das eigentliche Sensorelement leicht selber austauschen, wenn man eines bekäme (kostet weniger als 1€). Es ist ratsam, bei einem Austausch den Sensor vor Feuchtigkeit zu schützen. Bei der installierten Bastellösung ist ein Ausfall vorprogrammiert.

 

3. Die Temperaturfühler im Solekreis zeigen unplausible Werte

Dieser Prozess läuft meistens schleichend und zunächst unauffällig ab. Im Solekreis, wie auch gelegentlich im Kollektorkreis, kommt es zu Kondenswasserbildung. Die Halteclips der Sensoren vertragen das nicht, beginnen zu korrodieren und lösen sich mehr oder weniger auf. Dabei diffundiert wahrscheinlich gelöstes Kupfer durch die Isolierung und verfälscht die Messwerte. Abhilfe schafft nur ein Austausch. Passende Sensoren mit Hülse habe ich noch nicht gefunden, ich habe statt dessen dass Sensorelement (eine kleine Perle mit Drähten) an einer sauberen Stelle unter die Isolierung des Rohres geschoben und mit einer Lüsterklemme mit der Sensorleitung verbunden. Das Ganze noch mit einem Kabelbinder fixiert, geht auch. Wichtig: es muss der richtige Typ sein (siehe Komponenten und Fehlerquellen). Wenn jemand einen kompatiblen NTC von EPCOS oder TDK kennt, werde ich den gerne mit aufnehmen.

 

4. Ist bei der Solar Compleet Fernwartung möglich?

Klare Antwort: Nein. Es gibt keine LAN- oder WLAN-Verbindungen. Updates sind ebenfalls nicht vorgesehen. Ein Update sah so aus, dass der Techniker das Bedienteil gegen eines mit einer neueren Software austauschte.

 

 5. Wo bekommt man Ersatzteile?

Eine gute Frage und schwierig zu beantworten. Einige Komponenten sind gängig und gut erhältlich (Vierwegeventil-Antrieb von ESBE Kollektorkreis-Sensoren von Grundfos), einige sind etwas exotisch und schwer oder nicht mehr zu bekommen (Mischer-Antrieb von Honeywell), manche sind scheinbar nur für Sonnenkraft hergestellt worden (Temperaturfühler, Umwälzpumpen).
Die Honeywell-Antriebe werden anscheinend nicht mehr hergestellt. Möglicherweise gibt es dafür einen Nachfolger oder einen Nachbau. Dabei ist darauf zu achten, dass die elektrischen Daten passen, damit der Regler damit umgehen kann. Ein versierter Installateur sollte da etwas finden können. Einn Monteuer sagte mir, dass es sich hier um gängige Anschlüsse handelt, somit sollte es möglich sein, eine Alternative zu finden.
Temperatursensoren kann man sich selber machen, wenn man das passende Bauteil bekommt. Leider hat Sonnenkraft hier welche ausgewählt, die weniger üblich sind.
Die Umwälzpumpen sind in ähnlicher Konfiguration auch bei anderen Systemherstellern zu finden. Wichtig ist, dass die sog. Förderhöhe und die Ansteuerung stimmen. Von WILO gibt es dazu leider keine Unterstützung. Es müsste auch vergleichbare Pumpen von anderen Herstellern geben, ich habe aber noch keine gefunden und die Installateure sind auch keine echte Hilfe.
Bei Problemen im Kompressorkreis sollte ein guter Kältetechniker helfen können. An dem System ist nicht viel dran, es gibt nichts einzustellen. Eventuell gibt es auch Ersatzteile von Danfoss, die ja Hersteller des Kerns sind. Nur scheinen die zumindest im deutschsprachigen Raum nicht sehr verbreitet zu sein...
Schlecht sieht es vermutlich mit dem Regler und der Elektronik-Platte aus. Wenn Sonnenkraft keine mehr auf Lager hat, wird es wohl keinen Ersatz mehr geben. Der Danfoss-Regler, falls verfügbar, könnte den Kollektor und die SolarBoost-Funktion nicht steuern. Ob er ansonsten kompatibel wäre, müsste man erfragen. Wenn ja, könnte man auf SolarBoost verzichten und den Solarkreis über einen eigenen einfachen Regler betreiben.
In Österreich und Deutschland gibt es die Fa. Holter GmbH mit mehreren Niederlassungen. Die hat zwar meistens keine Ersatzteile auf Lager, aber Kontakt zu Sonnenkraft und kann Informationen und Teile beschaffen. Ersatzteile werden dann an den Installateur geliefert.

 

 

Tipps

 

Austausch des Enteisungsfühlers: Wenn der Enteisungssensor nicht mehr richtig funktioniert, liegt es meistens am Sensorelement. Das ist ein kleines Bauteil mit zwei Anschlüssen, das in einer Klemmleiste steckt und leicht gewechselt werden kann. Der Fühler steckt in einer Plastikdose, die an neiner Haltestange an der Rückseite der Ausseneinheit befestigt ist. Das Gehäuse lässt sich einfach abziehen, dann wird der Deckel geöffnet, indem die zentrale Schraube gelöst wird. Der eigentliche Sensor sitzt in der Mitte. Hier ist er nicht so gut zu sehen, weil ich ihn mit Silikon umhüllt habe (Schutz gegen Feuchtigkeit). Das Kabel ist auf der Rückseite der Klemme angeschlossen und mit zwei Brücken mit den Sensorkontakten verbunden.

 

Beim Einbau eines neuen Sensors sollte man vorsichtig vorgehen. Die Anschlüsse müssen gespreizt werden, damit sie in die Klemmen passen. Wie man sieht, sind die relativ weit auseinander und in meinem Fall waren die Beinchen recht brutal zurechtgebogen worden. Dabei besteht die Gefahr, dass die Keramikhülle Mikrorisse bekommt und im Laufe der Zeit Feuchtigkeit eindringen kann. Das führt einem Fehlverhalten des Sensors. Das Bauteil sollte daher mit einer Spitzzange knapp unterhalb des Gehäuses gehalten und die Beinchen dann abgewinkelt werden. Viel Spielraum bleibt allerdings nicht. Besser wäre es, eine kleine Lüsterklemme zu nehmen, die für so dünne Drähte geeignet ist, und das Bauteil darüber mit dem Kabel zu verbinden.

Dann dasGanze in eine kleine Abzweigdose stecken, zwei Bohrungen für Kabel und Haltestange, und wieder anbringen. Wierum das Bauteil angeschlossen wird, ist übrigens egal. Eine elastische Dichtmasse auf den Sensorkopf kann nicht schaden.

Da alle Bauteile Toleranzen haben, muss eventuell der Kalibrierwert in den Systemeinstellung geringfügig angepasst werden.

 

Die hier verwendeten Sensorelemente (NTC) sind leider etwas schwierig zu bekommen. Ich habe meine von der Fa. Distrilec bezogen, die auch an Privatkunden liefert.Ein solches Bauteil kostet weniger als 1€.