Haben wir es nicht geahnt? Die "große Steuerreform" fällt wieder einmal aus. Wie schon seit Jahrzehnten. Die Begründung dieses Mal: Dafür ist zur Zeit kein Geld vorhanden. Liebe Finanzpolitiker, wo steht denn geschrieben, dass eine Reform unseres kranken Steuersystems zwangsläufig mit Steuergeschenken einher gehen muss? Das würden wir sowieso nicht glauben, denn dann kommt immer das nette Wort "Gegenfinanzierung", sprich, neue Abgaben an anderer Stelle. Reform bedeutet vor allem Veränderung. Wir wären für den Anfang auch schon einmal damit zufrieden, wenn wir ein Steuersystem bekämen, das wir verstehen, wenn die Steuererklärung in 10 Minuten auf einem Bierdeckel erledigt werden könnte und wenn es damit auch mehr Steuergerechtigkeit gäbe.
In Deutschland werden vielleicht 5% der weltweit gezahlten Steuern erwirtschaftet, aber zwei Drittel der weltweiten Steuerfachliteratur gedruckt. Kein anderes Land hat ein so kompliziertes Steuersystem, das inzwischen weder die Finanzbeamten noch die Steuerberater noch verstehen. Das zu entrümpeln würde praktisch nichts kosten, eventuell sogar etwas mehr Einnahmen bringen und höhere Akzeptanz schaffen. Es gibt keinen Grund, die große Reform aufzuschieben.