Was wird aus unserer Zivilisation?
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Was wird aus unserer Gesellschaft?
Wir setzen unsere Zukunft aufs Spiel. Vielleicht werden nur die "entwickelten" Kulturen untergehen, so wie schon viele andere Hochkulturen vor uns untergegangen sind. Wenn nicht, wird die Menschheit die erste Art auf diesem Planeten sein, die deshalb ausstirbt, weil ihr das Überleben zu teuer ist.
Immer schneller werden Wälder, vor allem die Tropenwälder, abgeholzt, damit wir billiges Holz für Gartenmöbel, billiges Papier oder einfach Platz für Rinderweiden und Palmöl-Plantagen bekommen. Wenn es so weiter geht, wird es in wenigen Jahrzehnten keine Wälder mehr auf diesem Planeten geben. Als erstes werden die Tropenwälder verschwinden, wahrscheinlich schon in 25-30 Jahren. Sie aber sind die "grüne Lunge" der Erde. Wir brauchen sie, um das CO2 in der Atmosphäre zu binden und frischen Sauerstoff zu erzeugen. Unsere eigenen Wälder reichen dafür nicht aus. Die Folge des Verschwindens könnte nicht nur ein Klima-Kollaps sein, sondern auch der Sauerstoffgehalt in der Luft könnte drastisch sinken. So etwas hat es in grauer Vorzeit schon einmal gegeben und einige Arten überlebten das. Aber nur kleine Arten. Ob wir eine solche Katastrophe überleben könnten?
Sicher, das ist ein extremes Szenario. Wahrscheinlich wird es nicht so dramatisch werden. Aber wir wissen es nicht, wir können es nicht einschätzen, denn es gibt keine Vergleichswerte. Sicher ist, dass unsere moderne, globalisierte Gesellschaft empfindlich auf größere Störungen reagieren wird. Können und dürfen wir dieses Risiko eingehen?
Es ist an der Zeit, etwas zu unternehmen. Doch noch immer gibt es genügend Stimmen, sogar von hoch gebildeten (?) Leuten, die sagen, Umwelt- und Naturschutz oder nachhaltiges Wirtschaften sei zu teuer und koste Arbeitsplätze. Unfassbar: Um heute etwas Geld zu sparen, nehmen wir unseren Kindern und Enkelkindern ihre Zukunft, vielleicht sogar unserer gesamten Spezies.
Es gibt ein Beispiel dafür, wie eine isolierte Kultur durch Überlastung ihrer Umgebung schließlich zusammenbrach: die Osterinsel. Sie liegt ziemlich einsam mitten im Südost-Pazifik. Als vor rund 1000 Jahren die ersten Polynesier dort landeten, gab es zwar auch nur wenige Tier- und Pflanzenarten, aber immerhin dichte Wälder und alles, was man zum Leben brauchte.
Für einige Jahrhunderte konnten 10-12 Stämme recht gut auf der Osterinsel leben. Irgendwann kamen die Häuptlinge oder Priester auf die Idee, die berühmten, riesigen Steinfiguren zu schaffen. Die Stämme versuchten vermutlich, sich gegenseitig darin zu übertreffen. Für den Transport der tonnenschweren Kolosse benutzte man Baumstämme als Rollen. Die Wälder wurden zunehmend gerodet, schneller, als neue Pflanzen nachwachsen konnten. Bald ging das Holz aus, die Produktion der Steinfiguren kam zum Erliegen. Das Abholzen der Wälder hatte noch weitere Folgen: Das Regenwasser floss schneller ab und spülte die Humusschichten ins Meer. Süßwasser wurde knapp, Ernten schlechter, es fehlte Material für den Bau neuer Hütten und Kanus. Fischfang war nur noch im flachen Wasser möglich. Hunger breitete sich aus. Um die letzten Reserven entbrannten grausame Kriege, am Ende kam es zu Kanibalismus.
Als Europäer die Insel im 18. Jahrhundert wiederentdeckten, lebten dort nur noch wenige Menschen in kümmerlichen Verhältnissen. Die einst blühende Kultur ist vermutlich innerhalb von nur 100 Jahren kollabiert.
So könnte die Prophezeihung des alten Cree-Indianers doch noch wahr werden: "Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fisch gefangen und der letzte Fluss vergiftet ist, werdet ihr feststellen, dass man Geld nicht essen kann". Es ist höchste Zeit für ein radikales Umdenken. Viele glauben immer noch, es sei 5 vor 12 und damit noch genügend Zeit. Das war einmal. Die Zeit ist nicht stehen geblieben: Es ist 12!
Hoimar von Ditfurth hat eines seiner Bücher betitelt: "So lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen, es ist soweit!" Er war seiner Zeit etwas voraus, doch wir haben ihn eingeholt. Fangen wir an, es ist höchste Zeit!
Wenn über umweltfreundliches, ressourcenschonendes, klimafreundliches oder nachhaltiges Verhalten diskutiert wird, kommt oft gleich am Anfang die Frage "lohnt sich das?" Gemeint ist natürlich "bringt mir das Geld ein?". Studien besagen, dass die Folgekosten, die durch den Raubbau an unserem Planeten entstehen werden, bis zu zehnmal höher sein werden als die Einsparungen, über die wir uns heute freuen. Durch neue Technologien und Forschungszweige können sogar neue Arbeitsplätze entstehen. Aber nur, wenn wir bald anfangen, die Chancen zu wahrzunehmen, die sich aus einem zukunftsorientierten Verhalten ergeben können, werden wir eine Zukunft haben. Unsere Erde ist eine große Osterinsel und Geschichte kann sich wiederholen.
Wir sind auf unsere funktionierende Infrastruktur angewiesen. Wenn sie zusammenbräche, wer wäre dann in der Lage, sich und seine Familie noch zu versorgen? Nur einige Völker in Dritte-Welt-Ländern kämen auch ohne unsere moderne High-Tech-Umgebung noch zurecht. Sie könnten eines Tages unseren Platz einnehmen. Hoffen wir, dass es ihren Archäologen gelingt, die Rätsel zu lösen, die wir ihnen hinterlassen und das sie rechtzeitig die richtigen Schlüsse und Konsequenzen daraus ziehen. Unsere Gesellschaft ist zu bestimmten Einsichten offenbar nicht fähig.
Vielleicht aber geht es auch mit der gesamten Menschheit zu Ende, vielleicht stirbt unsere Art eines Tages auch aus wie schon so viele zuvor. Wäre das so schlimm? Für die Erde sicher nicht, sie kommt gut ohne uns zurecht. Vielleicht wird dann Platz frei, damit sich wirklich intelligentes Leben entwickeln kann. Ich gebe die Hoffnung nicht auf.