6. Die Entwicklung des Dorfes Reinfeld

Von Anfang an betrieben die Plöner Herzöge in Reinfeld den Aufbau einer Industrie, die sowohl den noch wenigen Einwohnern als auch der herzoglichen Kasse zugute kam. Aus den Wäldern wurde Nutz­holz verkauft. Am Kalk­graben wurde eine Kupfermühle gebaut, an der Dröhnhorst folgte bald eine Mes­singmühle (ein Weg dort trägt noch heute diesen Namen). Das Metall kam aus Schweden, Ungarn und anderen fernen Ländern und wurde hier zu Platten und Blechen verarbeitet. Die Erzeugnisse der Reinfel­der Metallindustrie wurden unter anderem nach Schweden, Russland, Portugal, Spanien und sogar nach Indien exportiert. Auch eine Münzwerkstätte wurde beim Schloss eingerichtet. Sie bestand allerdings nicht lange. Wegen ohre geringen Edelmetallgehalts waren die Münzen andernorts nicht sehr beliebt.


Auf dem Schloss selbst gab es für die Söhne des Herzogs Joachim Ernst eine kleine Ritter­akademie, die nach nur fünf Jahren 1654 wieder aufgelöst wurde.


Die Entwicklung des jungen Heilsau­dörfchens verlief freilich nicht immer ungestört. Die Wirren des dreißigjährigen Krieges ver­schonten auch Stormarn nicht. So steht zu lesen, dass "die Reinfeldischen Untertanen durch schwedische Reuther scharf mitgenommen wurden,“ die im Dezember 1643 unter dem General Torstenson hier einfielen. In den Jahren von 1653- 1660 hatte Reinfeld unter dem Krieg zwischen Schweden und Dänemark zu leiden. Schwedische, däni­sche, kurfürstlich-brandenburgische und polnische Soldaten brachten viel Leid und Schrecken über das Land. Viele Einwohner fielen Morden zum Opfer, die Zarpener Kirche wurde geplün­dert. Besonders die Polen, streng gläubige Katholiken, blieben der hiesigen evangelischen Bevölkerung noch lange in schlechter Erinnerung.


Nachdem der Herzog 1671 gestorben war, erhielt sein ältester Sohn Johann Rudolph, meist Hans Adolf genannt, als Herzog zu Schleswig-Holstein die Ämter Plön, Ahrensbök, Reinfeld und Traventhal. Meddewade, Benstaben und Klein Wesenberg gehörten damals zum Amt Rethwisch. Herzog Hans Adolf machte sich zunächst in ganz Europa als Heerführer einen Namen. Für Reinfeld stiftete er ein Hospital- und Armenhaus und begründete eine Armenstif­tung. 1704 starb er. Seine Witwe Dorothea Sophia erhielt nun den Titel einer Herzogin zu Reinfeld und wohnte im hiesigen Schloss.


Wir machen nun einen kleinen Sprung ins Jahr 1730. In diesem Jahr bezieht ihre ebenfalls früh verwitwete Schwie­gertochter Dorothea Christina das Schloss als letzte Herzogin zu Rein­feld. Bei der Bevölkerung scheint sie sehr beliebt gewesen zu sein. Sie galt als warmherzig, der Kirche sehr verbunden und hat sehr viel für die kleine Gemein­de getan. Wiederholt ließ sie der Kirche und dem Predigerwitwen HausPastorat Spenden zukommen, küm­merte sich um die Versorgung der Predigerwitwen und rief eine "Schul- und Armenstiftung für Stu­dierende aus plöni­schen Landen" ins Leben, die auch die hiesigen Leh­rer unter­stützte ein­schließlich der aus Lokfeld, Stubbendorf und seit 1805 Heide­kamp. Während das Predigerwit­wen-Haus am Lokfelder Damm restauriert wurde, wurde der "Plön'sche Stift", der sich gegen­über der Kirche befand, 1975 abgerissen. Geblieben ist ihr Wap­pen, das über dem Herrenstuhl in der Kirche zu sehen ist, mit den Initialen D. C. und der Jahreszahl 1737. In diesem Jahr wurde der "Beamten­stuhl" zum Herren­stuhl umgebaut. Ebenfalls von Dorothea Christina gestiftet ist das Kruzifix über dem Altar. Wappen der Herzogin Dorothea ChristinaDie Herzo­gin starb 1762 und wurde in der Familiengruft in Plön beigesetzt. Obwohl sie viel dazu beigetragen, dass der kleine Ort weiter wachsen konnte, gehört sie zu den wenigen Persönlichkeiten, denen bis heute keine Straße, kein Platz oder Denkmal gewidmet wurden.

 

 


Bereits 1674 gab es die Schulpflicht, 1745 wurde eine allgemeine Schulordnung eingeführt. Was tat sich sonst noch in Reinfeld? Gab es um 1650 etwa 140-200 Einwohner, dazu noch über 30 vom Schlosshaus­halt, so vermeldet ein Chronist gegen Ende des 18. Jahrhunderts bereits mehr als 800 Bewohner, fast 100 Häuser sowie "9 Krämer und Höker, 4 Grobschmiede, 4 Kleinschmiede, 4 Bäcker, 1 Färber, 4 Schlachter, 2 Lohgerber und Handwerker fast aller Art." Hinzu kamen eine Apotheke, ein Wirtshaus sowie zwei Bren­nereien und übertragen auf die heutige Zeit müsste man diese Zahlen verzehnfachen. Ein Hinweis0 darauf, wie lebendig der noch junge Ort schon damals war. Außerdem wohnten hier der Hebungsbeamte, der Actuar des Amtes und der Hausvogt und Branddirektor der Ämter Traventhal und Reinfeld.